Geschichte

Diese Pionier-Entwicklung ist untrennbar mit dem Namen Hans-Gerhard Schäfer (1951-1995) verbunden. Er hat visionär die Verknüpfung verschiedener, bis dahin unabhängiger Wissenschaftsgebiete vorangetrieben.

„Human Factors"-Forschung, "Error Culture" und die Simulation seltener Ereignisse zu Trainingszwecken hatten zwar Eingang in die psychologische Schulung von Piloten und in "Risk-Management"-Programme grosser Unternehmen gefunden, aber die sogenannte „Medical Community" war sich der zentralen Bedeutung dieser virtuellen Welt für die Entwicklung von Patienten-Sicherheitsprogrammen noch nicht bewusst.

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Medizinische Simulation in Basel - Die Anfänge

Im Jahre 1990 wurde am Departement Anästhesie des Universitätsspitals Basel ein Simulator für medizinische Trainingszwecke eingerichtet. Auf den Erfahrungen in Simulation aus der Aviatik aufbauend - es bestanden Kooperationen mit Swissair und Prof. Bob Helmreich von der NASA - wurde ein Trainings-Curriculum für Team Orientierte Medizinische Simulation (TOMS) entwickelt. Diese Phase des Aufbaus fand ihren Höhepunkt 1995 in der Einrichtung des weltweit ersten "full operating room simulator" (patriotisch "Willhelm Tell" genannt, Berichterstattung auf CNN), in welchem ein Team von Chirurgen, Anästhesisten, OP-Schwestern und Anästhesiepflegepersonal laparoskopische Eingriffe trainieren konnte. Dies bot die einzigartige Möglichkeit, alle in einem realen Operationssaal arbeitenden Berufsgruppen gemeinsam trainieren zu lassen, um neben den rein handwerklichen Fähigkeiten (Skills) jedes einzelnen Individuums auch Bedeutung und Verbesserungspotential von Teaminteraktionen und Human Factors aufzeigen zu können. Damit wurde es für die Teilnehmer möglich, neue Verhaltensweisen bei ihrer Arbeit kennen zu lernen, ohne Risiken für die Gesundheit ihrer Patienten in Kauf nehmen zu müssen. Von Anfang an spielte das Debriefing der Simulationsszenarien eine zentrale Bedeutung in der Lerndidaktik. Die strukturierte Analyse der Geschehnisse während einer simulierten Operation wurde mit Ausschnitten der mitgelaufenen Videoaufzeichnung illustriert und dadurch Selbsterkenntnis und Transfer von Lerninhalten unterstützt.

Der Aufbau eines web-basierten Critical Incident Reporting Systems (CIRS) der Anästhesie Basel trug dem Rechnung und findet seither immer grössere Verbreitung in der Medizin.

Mit dem leider viel zu frühen Tod von Hans-Gerhard Schäfer wurde das Basler Simulationszentrum unerwartet einer seiner treibendsten Kräfte beraubt. Zwar wurden die bis dahin entwickelten Team-Simulationen weitergeführt (Berichterstattung Facts 1/2000), neue Aspekte oder Tendenzen in medizinischer Simulation aber nicht mit der nötigen Konsequenz weiterverfolgt. Nachdem als Folge davon die Aktivitäten im Simulator für einige Monate nur noch auf Sparflamme liefen, wurde 2003 das Simulationszentrum neu lanciert. Grundlegend wurden personelle Organisation, Auftritt nach aussen sowie internes Kostenmanagement umstrukturiert. Parallel zur Anschaffung eines neuen Simulator-Modells (SimMan von Laerdal) wurden Kurs- und Trainingsangebote neu formiert und auch externen Interessenten zugänglich gemacht.